Waldspaziergang mit dem Nationalpark-Radio

Umwelt und Natur

Wer ist in diesen Zeiten von Corona, Homeoffice und Ausgangssperre nicht gern im Wald unterwegs, vor allen Dingen, da das Wetter endlich Besserung verspricht.

Stefan Pink vom Nationalpark-Radio nahm dies zum Anlass, mit drei Experten durch den Königswald zwischen Kirschweiler und Herborn zu spazieren. Jeder und jede dieser Drei beleuchtet in einem lockeren Trialog einen anderen Aspekt unserer vielfÀltigen und faszinierenden WÀlder:
Der Förster, Martin Döscher, erklÀrt anschaulich, wie sich nachhaltige Waldwirtschaft heute bewerkstelligen lÀsst; gerade auch angesichts des Klimawandels, der den BÀumen schwer zu schaffen macht. Dazu gehören ein sinnvolles Wassermanagement sowie die Neuanpflanzung hitze- und trockenresistenter Pflanzen. Aber auch eine Bejagung von Reh- und Rotwild ist unvermeidbar, damit die Setzlinge nicht allesamt als Leckerbissen verspeist werden - nur so lÀsst sich die Zukunft unserer WÀder sichern, und nur so lassen sich Preiskapriolen wie derzeit beim Fichtenholz vermeiden.
Ines Papendieck ist zertifizierte Wald-Gesundheitstrainerin, die in ihren Seminaren ein völliges Eintauchen in die AtmosphĂ€re des Waldes lehrt. Waldbaden bedeutet mit allen Sinnen im Wald prĂ€sent zu sein. Dabei sind die BĂ€ume nicht nur Kulisse. Die gesundheitsfördernde Wirkung des Mega-Organismus Wald auf unser Immunsystem wurde in medizinischen Studien weltweit nachgewiesen. Beim Shinrin Yoku, dem Waldbaden, wird sie durch gezielte Übungen noch verstĂ€rkt. Die sinnliche Wahrnehmung steht dabei im Vordergrund. Im Wald gibt es unendlich viel zu entdecken, wenn wir mit neuen Augen schauen. Entspannung und tiefe Erfahrung in ihrer vielleicht  schönsten Form. Einfach sein, nicht mĂŒssen. Ohne Eile, ohne Zweck. Den Duft des Waldes wahrnehmen. Dem Gesang der Vögel, dem Rauschen der BlĂ€tter lauschen. Oder gar einmal einen Baum spĂŒren und erfahren, welche Kraft von ihm ausgeht. Dass er ĂŒber der Zeit steht, zumindest in menschlichen Dimensionen gemessen.

Den Tieren und den Menschen gehört der Raum, den BÀumen die Zeit. Manche von ihnen sind mehrere hundert Jahre alt. Einige entwuchsen ihrer Eichel zu Zeiten von Martin Luther und der Entdeckung Amerikas. Andere keimten aus, als die ersten Kreuzritter nach Jerusalem zogen. In eindrucksvollen Worten schildert sie, dass BÀume nicht nur einen kommerziellen Wert besitzen, sondern uns Menschen Ruhe, Entspannung, ja gar Gesundheit spenden - wenn man sich darauf einlÀsst.
Der Biologe und Bioniker Thomas Brodbeck liefert zahlreiche Beispiele, wie die Natur des Waldes Vorbild ist fĂŒr technische Innovationen: Von Spinnenseide ĂŒber die Intelligenz von Schleimpilzen, die ohne Gehirn optimale Wegenetze ausbilden und sogar ĂŒber ein GedĂ€chtnis verfĂŒgen, bis hin zu Plastikersatz aus Holz. Als Imker erklĂ€rt er, dass die Honigbiene einst ein Waldbewohner war, und von den Zeidlern, den Waldbienenimkern, in ausgehöhlten BaumstĂ€mmen gehalten wurden. Und er berichtet von technischen Konstruktionen aus Holz, deren Belastbarkeit unsere Vorstellungskraft sprengt.  
Drei unterschiedliche Perspektiven, die gemeinsam deutlich machen, dass wir den Wald als lebenden Organismus vollkommen unterschĂ€tzen. Wer auch immer den Wald nicht nur als pure Jogging-Strecke oder Mountainbike-Parcour sieht, wird in dem informativen wie kurzweiligen Radiobeitrag Wissenswertes ĂŒber den Wald erfahren.

Waldspazuergang (youtube)